
Ist es intelligent, sich der Künstlichen Intelligenz (KI) zu bedienen? Die Antwort von KI-Skeptikern ist wohl eindeutig: Nein. Dass aber auch ein Tech-Riese wie Microsoft sich dieser Meinung anschließt, war nicht zwingend zu erwarten. In einer gemeinsam mit der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh durchgeführten Studie fragte das Research-Team von Microsoft, wie generative KI-Modelle (GenAI) wie ChatGPT von OpenAI, Gemini von Google oder der hauseigene Copilot das kritische Denken ihrer Userinnen und User beeinflussen.
Die Antwort: KI kann zwar dazu beitragen, die Effizienz der Tätigkeiten von Wissensarbeitern wie Wissenschafterinnen, Autoren oder Programmiererinnen zu fördern; gleichzeitig könne sie aber verhindern, dass sich Menschen kritisch mit ihrer Arbeit auseinandersetzten. Auch lasse die häufige Nutzung langfristig zu einem Vertrauensüberschuss zugunsten der KI-Tools führen und die eigenständige Problemlösungskompetenz abbauen.
Da sich freilich nicht alle darüber einig sind, was kritisches Denken bedeutet, legte sich das Forschungsteam auf ein System von sechs aufeinander aufbauenden Lernzielen fest: Wissen, Verstehen, Anwendung, Analyse, Synthese, Bewertung. Um herauszufinden, wie diese Ziele im Umgang mit KI-Tools erreicht werden, wurden 319 Studienteilnehmende gebeten, drei Beispiele zu teilen, wie sie KI in ihrer Arbeitspraxis eingesetzt haben. Dazu gab es dann einen Fragebogen ("Hat GenAI Ihre Arbeit leichter oder schwieriger gemacht?"; "Haben Sie beim Erledigen der Aufgaben mit einem GenAI-Tool jemals kritisches Denken eingesetzt?"). Ob jemand kritisch über den Fragebogen nachgedacht hat, wurde nicht erhoben.
Denkempfehlungen für KI-Programmierer
Beim Nutzen von KI-Tools verschiebt sich das kritische Denken vom Sammeln vom Informationen hin zur Überprüfung von Informationen, so die These, auf die die Studie hinausläuft. Es gehe dann nicht mehr um das Lösen von Aufgaben, sondern darum, Lösungsvorschläge der KI in die eigene Arbeit einzubauen. Das verstehen die Autorinnen und Autoren der Studie als eine Verschiebung von der Lösung von Aufgaben hin zur Steuerung von Aufgaben: "Wenn sie GenAI in ihre Workflows einbauen, stehen Wissensarbeiter vor neuen Herausforderungen für ihr kritisches Denken. Daher glauben wir, GenAI-Tools sollten so designt sein, dass sie das kritische Denken der Wissensarbeiter unterstützen, indem sie die Grenzen ihres Bewusstseins, ihrer Motivation und ihrer Fähigkeiten herausfordern."
Um das herauszufinden, griff Microsoft tief in die Geldbörse. Jeder und jede der 319 Studienteilnehmenden bekam für den Zeitaufwand zehn britische Pfund. Allein in die Entwicklung von KI-Rechenzentren will Microsoft heuer 80 Milliarden US-Dollar ausgeben. (miwi, 11.2.2025)